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"Deep Purple sind eine tolle Band, spielen phantastisch und haben dem Publikum eine Menge zu geben..."
Interview mit Joe Satriani, Frühjahr 1998

...dieses und weitere interessante Statements entlockte Axel Büdenbender (Axe) keinem geringeren als Joe Satriani (JS), welcher von Dezember `93 bis Juli `94 die Sechssaitige bei D.P. bediente und den zweiten Teil der "The Battle Rages On"-Tour bestritt. Herzlichen Dank an Axel, der das Interview für ein Musikmagazin machte und hierbei auch einige Fragen für den "Aviator" einflechten konnte.

Axe: Stimmt es, daß Dich Jimi Hendrix beeinflusst hat?
JS: Oh ja, absolut. An dem Tag, als ich anfing Gitarre zu spielen, starb Jimi. Er inspiriert mich bis heute.
Axe: Dein neues Album "Crystal Planet" klingt für mich wie der Nachfolger von "Flying In A Blue Dream".
JS: Ja? Das freut mich. Die Idee hinter "Crystal Planet" war, meinen eigenen "Planeten" zu kreieren, und alle Gitarrenstile und -techniken sowie jeden Kompositionsstil, angefangen von meiner allerersten EP bis heute, miteinzubringen. Die Scheibe beinhaltet mehr Musikstile als alles, was ich vorher gemacht habe. Sie bietet einen Querschnitt von dem, was ich in den letzten zwölf Jahren an Instrumental-Musik fabriziert habe. Ich wollte, daß "Crystal Planet" ganz natürlich klingt, mit möglichst viel Live-Feeling. Das ist etwas, was ich schon sehr lange nicht mehr gemacht habe."
Axe: Wer ist eigentlich Dein Lieblings-Rocksänger? Mit wem würdest Du gerne mal zusammen arbeiten?
JS: Da gibt`s so viele......ich würde gerne mal mit Björk eine Platte aufnehmen, da sie eine wirklich außergewöhnliche Stimme besitzt, die niemand sonst auf diesem Planeten hat. Sie ist eine Klasse für sich.
Axe: Teile von "Cryin`", einem Song von Deiner LP "The Extremist", wurde seinerzeit als Intro und Outro für die deutsche Fußballsendung "RAN" verwendet. Magst Du den europäischen Fußball?
JS: Ich will ehrlich sein. Sport am Fernsehen zu verfolgen mag ich nicht. Das ist so langweilig. Ich fahre gerne Ski, schwimme oder spiele American Football. Ich mache diese Dinge also gerne selber, schaue sie mir aber nicht im Fernsehen an. "Crying" schrieb ich übrigens zum Andenken an meinen verstorbenen Vater. Ich war deshalb ziemlich geschockt, als mich die Verantwortlichen von "RAN" anriefen und mitteilten, dass sie den Song für ihre Sendung verwenden. Wenn Du eine Platte veröffentlichst, musst Du aber die Leute mit der Musik das machen lassen, was sie für richtig halten. Man kann dann nicht plötzlich herkommen und mitbestimmen wollen. Wir haben den Song dann vor Live-Publikum in der Show gespielt. Es war echt lustig, denn sie spielten die falsche Musik ein und es war ein heilloses Durcheinander.
Axe: Hat der Song "Ceremony" von "Crystal Planet" eine tiefere Bedeutung? Für mich klingt das ein bisschen nach ZZ-Top, ein bißchen nach Satriani und einige schottische Sounds sind auch dabei.
JS: Es hat `ne Menge von Deep Purple`s "Highway Star". Es war ein tolle Erfahrung für mich, mit Deep Purple zu spielen. Deshalb ist es ganz natürlich, dass sich dieser Einfluss jetzt auch bemerkbar gemacht hat. Mit dem Song identifiziere ich mich mit der Musik der amerikanischen Naturvölker. Ich hatte die Idee einer spirituellen Zeremonie in der Nacht, bei Vollmond, mit einem großen Feuer, um das die Leute tanzen.
Axe: Apropos Deep Purple. Ich hörte von dem Gerücht, dass Deine damalige Plattenfirma 20 Millionen "Ablöse" gefordert hat und daran Dein endgültiger Einstieg in diese Band gescheitert ist.
JS: Oh mein Gott, davon habe ich noch nie etwas gehört - ha,ha,ha. Nein, dass stimmt absolut nicht. Damals stand ich in Verbindung mit der New Yorker Plattenfirma "Relativity Records", und die gaben mir immer vollkommene Freiheiten. Die haben mich immer alle Platten machen lassen, die ich machen wollte. Sie hatten auch nichts dagegen, als ich für ein Jahr bei Mick Jagger eingestiegen bin. Sie wussten, dass ich prinzipiell nicht zu den Gitarristen gehöre, die jeder mieten kann, sondern viel lieber etwas unter meinem eigenem Namen machen möchte. Aber sie haben verstanden, dass die Sache mit Purple etwas war, was ich wirklich machen wollte. Denn ich bin so ein großer Fan von dieser Gruppe, und die Chance, mit seinen Idolen zu spielen, bietet sich einem nur einmal im Leben. Die Leute von Deep Purple und ich wussten von vornherein, dass wir nur zeitlich begrenzt zusammen arbeiten würden. Die Chance, dass ich mein bisheriges Leben hinter mir ließ und ein fester Bestandteil der Legende von Purple werden würde, gab es nicht. Das stand für Joe Satriani nicht in den Sternen. Angenommen, ich hätte mich entschieden fest einzusteigen, dann hätte mir das meine Plattenfirma mit Sicherheit erlaubt. Ich hätte nur alle paar Jahre ein Solo-Album veröffentlichen müssen, um meinen Vertrag zu erfüllen. Das wäre kein Hinderungsgrund gewesen.
Axe: Haben Dich die Purple-Musiker denn nie gefragt, ob Du fest einsteigen würdest?
JS: Ich bin der Meinung, sie haben mit Steve Morse einen sehr guten Fang gemacht. Ich habe sie vor ungefähr zwei Monaten gesehen, als sie auf einem G3-Konzert in Orlando/Florida waren. Steve Morse kam auch auf die Bühne und jamte mit uns. Sie sind wirklich glücklich und nehmen ja zur Zeit ihr zweites Album mit Steve auf. Sie entwickeln sich weiter und kommen vorwärts, was ich großartig finde. Deep Purple sind eine tolle Band, spielen phantastisch und haben dem Publikum eine Menge zu geben.
Axe: Angeblich habt ihr damals schon einige Songs zusammen geschrieben. Ist von Deinen Ideen vielleicht auch etwas auf "Purpendicular" gelandet?
JS: Nein, wir haben überhaupt nichts zusammen geschrieben.
Axe: Es gibt ja auch einige interessante Live-Mitschnitte von den Konzerten.
JS: Ja, es gibt einige Bootlegs, die ich auch besitze. Ich sammle nämlich Bootlegs. Es gibt wirklich gute Aufnahmen davon. Die Bootlegs von den Japan-Shows mag ich allerdings nicht, da ich vorher nur eine Probe mit der Band hatte. Nach dieser einen Probe haben wir in Japan sieben Shows hintereinander gespielt. Ich war ein wenig verunsichert, weil ich nicht wusste, wie mein Stil in Japan ankommen würde, denn Ritchie Blackmore wird speziell dort sehr verehrt. Die Bootlegs, die ich wirklich mag, stammen von der Sommer-Tour durch Europa, denn zu diesem Zeitpunkt spielten wir schon zwei Monate zusammen und einige Shows waren wirklich großartig. Diese Shows repräsentieren die Kombination Deep Purple und Satriani viel besser.
Axe: Was denkst Du eigentlich über so einen Hochgeschwindigkeits-Gitarristen wie Yngwie Malmsteen?
JS: Wenn Yngwie so spielen will, dann sollte im das erlaubt sein. In seiner Art von Musik ist er der Beste. Er ist übrigens ein sehr lustiger Typ. Ich habe mehrmals mit ihm gesprochen und finde ihn sehr interessant.
Axe: Vielen Dank für das Gespräch.
JS: Thank you. Bye-bye.

Übersetzung: Andree Schneider
Quelle: The Aviator No. 5, April 1998