von Thomas Göhrig
Zu meinem vierten Blackmore-Konzert habe ich mich erst einen Tag
vorher entschieden, nachdem ich mir den Wetterbericht für Wertheim
im Internet gesucht hatte. Von 10% Regenwahrscheinlichkeit war die
Rede, da konnten mein Kumpel Eugen und ich nicht Nein sagen. Nach
dem gelungenen Konzert in Heidelberg
zwei Wochen zuvor waren wir beide gespannt, wie Ritchie wohl diesmal
drauf sein würde. Wir entflohen also um ca. 17.00 Uhr dem Regen
bei uns zu Hause und fanden in Wertheim tatsächlich gutes Wetter
vor. Eine Stunde vor dem Öffnen der Tore stiegen wir dann die
Stufen hinauf zur schön anzusehenden Burg. Dort holten wir
uns erst mal die Karten und stellten uns zu den anderen Fans. Eugen
hatte sich `nen neuen Fotoapparat gekauft und wollte ihn hier gleich
mal testen. Da beim Heidelberger Konzert gesagt worden war, dass
Fotografieren generell erlaubt ist, hatten wir uns damals höllisch
geärgert, nichts dabei gehabt zu haben. Das sollte diesmal
jedoch anders sein - dachten wir. Doch als dann diese blöde
Security durch die Schlange ging, sortiert sie gleich mal Eugens
Fotoapparat aus. Der war natürlich, genauso wie ich, auf 180.
Andere Fans durften ähnliche Apparate behalten, für uns
war´s ne unlogische Entscheidung. Aber das war ja noch nicht
alles. Nun sollten sich die Fans laut Security in zwei Reihen aufstellen
(wie soll denn das nur bei dieser Anzahl funktionieren?). Dann wurde
nur die Hälfte des Tors geöffnet und die nicht kostümierten
Leute wurden behandelt (ich war auch darunter), als wenn sie keine
Fans wären. Das ist doch lächerlich, wir geben für
T-Shirts, Videos, Anhänger usw. vielleicht sogar mehr Geld
für Ritchie & Co. aus als diese Robin Hood-Verschnitte.
Ich hab` nichts gegen sie, nur manchmal denke ich, dass ich hier
im falschen Film gelandet bin. Die Hauptschuld für meine harten
Worte hat sowieso die unfähige und unfreundliche Security.
So, jetzt komm ich endlich mal zum Konzert (sorry, aber diese Kritik
wollte ich unbedingt mal loswerden). Die Show begann wie immer mit
"Shadow Of The Moon" und "Morning Star". Alle
Lieder habe ich nicht mehr im Kopf, aber das für mich eher
langweilige Lied "Hanging Tree" wurde auch zu Beginn gespielt.
"Minstrell Hall" und "Under A Violet Moon" folgen.
"Soldier Of Fortune" sollte das einzige Purple-Lied sein,
das an diesem Abend zu hören war, gefolgt von "Durch den
Wald zum Bach Haus". Ritchie war sehr spielfreuding, ähnlich
wie bei dem Konzert in Heidelberg. Bei "Fires At Midnight"
bekamen wir wieder ein Akkustiksolo zu hören, auch nicht von
schlechten Eltern. Nur der Geiger bzw. der Mann mit der Flöte
konnte nicht so ganz meinen Erwartungen gerecht werden. Und als
er dann auch noch zu Beginn eines Songs (im glaub es war "Mid
Winter´s Night") einen Aussetzer hatte, den sogar Ritchie
mit einem bösen Gesicht quittierte, dachte ich, das Konzert
sei gelaufen. Normalerweise schlägt so was ja auf die Stimmung
von "The Man In Black". Aber genau das Gegenteil war der
Fall. Ich dachte schon, er würde nie zur E-Gitarre greifen,
denn die Konzertberichte von Wartburg usw. verhießen nichts
Gutes. Nach "Home Again" standen sowieso die meisten Fans
schon direkt vor der Bühne. Soviel ich noch weiß, wurden
"I Still Remember", "Village Of The Sand" (genial!)
und - höret und staunet - auch "The Storm" (doppelt
genial!) komplett mit E-Gitarre gespielt. Wie Ritchie da über
die Seiten flog war eine wahre Pracht und ich konnte nur noch zusehen
und staunen - und das ging nicht nur mir so. Aber nicht nur die
Geschwindigkeit, sondern auch das Gefühl, die Aussagekraft
seiner Töne sind immer noch einmalig. Ich kann bis heute noch
nicht glauben, das ein fast 60jähriger so eine Fingerakrobatik
noch fertig bringt. Es gibt halt nur einen Ritchie Blackmore. Einige
fette Improvisationen wie zu besten Purple-Zeiten liesen das Publikum
immer mehr erstaunen und einige "Robin Hood´s" wussten
nicht mehr, auf was für einem Konzert sie überhaupt waren!
"Difficult To Cure" wurde ebenfalls angespielt und "Self
Portrait" (dreifach genial!) ebenso ganz mit E-Gitarre. Ein
weiterer Höhepunkt des Abends war sicherlich das Autogramm
von Ritchie, das ich auf mein "Deep Purple in Rock"-Cover
noch an Ort und Stelle bekam. Ich musste mich zwar ein wenig rüde
vordrängeln, aber sonst kommt man ja zu nichts. Nach dieser
exzellenten E-Gitarren-Vorstellung musste ich sofort daran denken,
wie genial Ritchie bei Rainbow und Deep Purple live gewesen sein
muss. Leider hab ich ihn mit diesen Bands nie erleben können.
Das gut 2 1/2stündige Konzert war knapp vorm Heidelberg-Konzert
der beste Blackmore´s Night-Auftritt, den ich bisher gesehen
habe. Nur das mit der Security lässt mich heute noch nicht
los. Außerdem gab es wenig Zugaben, die "Zugabe"-Rufe
wurde energisch durch ein Abwinken der Managerin erstickt, früher
hätte es so etwas bestimmt nicht gegeben. Ritchie war so gut
drauf, er hätte bestimmt noch etwas länger spielen wollen.
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Thomas Göhrig
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