von Ingolf Schmock
Am Samstagabend versammelten sich etwa 6000 Zuschauer, um
ein brisantes Doppelpack abzufeiern. Die Altherrenriege
aus Jacksonville/Florida Molly Hatchet und die
nimmermüde Legende Deep Purple gaben sich in der
Erfurter Messehalle die Ehre. Punkt 20 Uhr enterten die
Cowboy-Rocker mit einer geballten Gitarrenarmy die
Bühne. Eine solche ehrliche Spielfreude habe ich bei
einer Band lange nicht mehr gesehen. Der Sound war,
ausgenommen von der etwas übertriebenen
Lautstärke, recht gut. Die Southernrocker waren
unablässig in Bewegung und bretterten knallharte
Gitarren- Wälle in die vorderen Reihen. Besonders
agil und energiegeladen workten Frontmann "Phil
McCormack" und Lead- Gitarrist "Bobby
Ingram".
Molly Hatchet spielten
überwiegend Material von den Alben "Devils
Canyon" und "Flirtin With Desaster". Aber
auch Klassiker wurden in den Set eingestreut, die
übrigens auf dem kommenden neuen Album Greatest Hits
- Re-Recorded (Veröffentl. 17.11.) komplett neu
eingespielt bzw. produziert, dargeboten werden. Die
langhaarigen Southern-Rocker wurden nach ihrem reichlich
60minütigen Auftritt frenetisch gefeiert und haben
mit Sicherheit beim Publikum einen nachhaltigen Eindruck
hinterlassen. Howdy!
Nach der 20min. Umbaupause
betraten die Hardrockveteranen Deep Purple die Stage. Der
traditionelle Eröffnungssong "Highway
Star", fast ein Ritual, liess schon erahnen was dann
folgen sollte.
Ein auffallend entspannter,
spiritueller "Ian Gillan", der zwar ab und zu
mit Stimmenproblemen kämpfte (wahrscheinlich
erkältet) aber trotzdem souverän
performte.
Auch Bassist "Roger Glover"
suchte wieder die Nähe zu seinem Publikum in den
ersten Reihen.
Urmitglied "Ian Paice",
wirkte vom Erscheinungsbild wie ein Müsli-Rocker,
bediente seine Drumbatterien mit der Präzision einer
Dampfmaschine.
Saitenmagier "Steve
Morse" lässt die "Blackmore"-Ära
schnell vergessen und ist einfach mehr als ein Ersatz. Der
ehemalige "Kansas" Klampfer wirkt, mit seinem
powervollen, perfekten Spiel, wie eine Frischzellenkur und
ist eine echte Bereicherung.
Auch der Neue
"Don Airey" (seine Vorgeschichte würde den
Erzählrahmen sprengen) meisterte, über der Band
thronend, seine angetragene Rolle als Tastenvirtuose.
Besonders beeindruckend ist sein "Star
Wars"-Keyboardsolo, das als Übergang in eine
druckvolle Version von "Perfect Strangers"
mündet und für mich persönlich der
Höhepunkt vom Set darstellte.
Selbstverständlich wurden auch Tracks vom aktuellen
Album "Bananas" zelebriert, die nahtlos an alte
"Machine Head" Zeiten anknüpfen
können.Ob das rockige "House Of Pain" oder
das bluesige, angeproggte "Silver Tongue" finden
ihren Zugang zum Publikum. Als Sahnestückchen wurde
dann noch das wunderbare Gitarreninstrumental
"Contact Lost", (gewidmet der indischen
Astronautin auf der letzten Columbia-Mission) mit dem
anschließenden "Space Truckin" dargeboten.
Die Story dazu erzählt folgendes. Die Astronautin war
ein großer "D.P."-Fan und wählte
deshalb "Space Truckin" als Weckmusik vor dem
Beginn ihrer Schicht im All. Die Band und die Inderin
blieben im Schuttle mit E-Mails in Kontakt. Als das
Raumschiff explodierte, spielte "Steve" gerade
dieses Stück. Für die Betroffenen wird dieser
Augenblick mit diesem musikalischen Memorial niemals in
Vergessenheit geraden.
Natürlich durfte auch
"Smoke On The Water" nicht fehlen, bei dem die
Crowd dann total aus dem Häuschen waren. Nach dem
regulären (etwas kurzen) Set folgten im Zugabenteil
eine Überraschungsversion von "Hush", wobei
das Quintett noch einmal brillieren durfte. Mit
"Black Night" fand dieser Gig nach 90 Minuten
sein Ende.
Abschließend ist dieser Auftritt
als voller Erfolg zu werten. Alle Zutaten dafür waren
vorhanden. Nur mit der Lautstärke für
Schwerhörige hätte man sich etwas zügeln
können!
Ein starker Abend mit nur wenigen
Abstrichen.
The Legends Lives Forever!
Setlist: DEEP PURPLE
1.Highway Star
2.Strange Kind Of Woman
3.Silver Tongue
4.House Of Pain
5.Knockin At Your Backdoor
6.I've Got Your Number
7.Well Dressed Guitar
8.Lazy
9.Haunted
10.Don Aireys Solo
11.Perfect Strangers
12.Contact Lost
13.Space Truckin
14.Smoke On The Water
15.Hush
16.Black Night
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