von Ralph Binder
Deep Purple - Festhalle, Frankfurt - 05.11.2003
Ich muß zugeben, ich fuhr schon mit etwas gemischten Gefühlen
in die Festhalle nach Frankfurt. Denn das letzte besuchte Konzert
(Saarbrücken, Saarlandhalle, 19.06.2003) fand ich von meinem
Empfinden her eines der wahrlich schlechteren. Entsprechend unzufrieden
ging ich damals aus der Halle, und so wußte ich natürlich
nicht, was mich so an diesem Abend in Frankfurt erwarten würde.
Aber diesmal sollte ich genau vom Gegenteil überzeugt werden:
Pünktlich und wie schon seit Längerem auf Purple-Konzerten
gewohnt ging es ziemlich genau gegen 20:00 Uhr mit der diesmaligen
Vorgruppe "Molly Hatchet" los. Und daß Die ihr Handwerk
in Sachen Rock bzw. Südstaaten-Rock verstehen, müßte
ja im Allgemeinen bekannt sein. Dementsprechend ging es gleich von
Anfang an fetzig zur Sache, wobei der Sound meines Erachtens nach
mies abgemischt war. Schlechter zumindest als bei "Lynyrd Skynyrd"
damals. Somit klang das Ganze die meiste Zeit eher nach einem Sound-Brei.
Aber dafür legte sich die Band mal ganz gehörig ins Zeug,
besonders der Lead-Gitarrist schien eine Menge Spaß zu haben.
Mit ständigem Grinsen auf dem Gesicht rockte er los, als ob
es das letzte Hatchet-Konzert sein würde. Und so hatte das
Puplikum nach ca. 60 Minuten Spielzeit schon mal eine gehörige
Portion wahren Rock'n Roll auf die Ohren bekommen. Nach der obligatorischen
halbstündigen Umbaupause betraten endlich "Deep Purple"
die Bühne. Wie immer ohne viel Trara, einfach locker und lässig
, als ob es das Normalste der Welt sei, vor zigtausend Leuten aufzutreten.
Die ersten Takte von "Highway Star" erklangen, und das
Puplikum ging gleich vollauf mit, obwohl der Sound am Anfang schon
etwas zu wünschen übrig ließ. "Hoffentlich
nicht wieder so ein Sound-Brei wie in Saarbrücken", dachte
ich mir, aber ich sollte eines Besseren belehrt werden. Schon ab
der 2. Nummer "Strange kind of woman" klang das Ganze
viel viel besser. Von dem superb aufgelegten Ian Gillan verstand
man jede Gesangs-Silbe, Roger brillierte am Baß, und Paicey
beeindruckte wie immer mit seinem fantastischen Können. Zu
Steve Morse braucht man eigentlich nichts zu sagen, der Mann
ist einfach weltklasse an seinem Instrument. Einzig Don Airey hat
mir zumindest bei den alten Purple-Sachen nicht so gefallen. Zu
sehr bin ich persönlich wahrscheinlich noch an Jon Lord gebunden.
Aber ok, bei den neuen Songs finde ich auch klasse, was er so aus
seinem Instrument herausholt. Nach "Silver tongue" folgte
"Knocking at your backdoor" (schön, mal wieder live
zu hören), "House of Pain" (geile Nummer!), "Lazy",
"Contact lost
" (sehr einfühlsam) und "Haunted". Dies ist
meiner Meinung nach eine der schönsten Balladen, die Purple
je geschrieben hat und reiht sich somit nahtlos in Sachen wie "Soldier
of fortune", "When a blind man cries" oder "Wasted
sunsets" ein.
Weiterhin folgten "Space truckin", "I've got your
number", "Bananas", "Well dressed guitar",
"Perfect strangers", "Smoke on the water", und
die beiden Zugaben "Hush" und "Black night".
Als Fazit möchte ich erwähnen, daß mich Purple an
diesem Abend mal wieder richtig überzeugt hat. Die Band hat
klasse gejammt zwischendurch, war super gut drauf, und hat - um
mit den Worten einer bekannten Castingshow-Jury auszudrücken
- 'toll performed'. So enttäuscht, wie ich damals in Saarbrücken
aus der Halle ging, so begeistert bin ich nun. Die neuen Songs kommen
live besser rüber, als auf der CD. Aber das ist ja bei Purple
nix Neues. Sie waren und sind halt immer noch eine richtige Live-Band.
Und aufgrund des überragenden Konzerts in Frankfurt bleibt
zu hoffen, daß die
Herren Gillan, Glover, Morse, Airey und Paice noch sehr sehr lange
eine Live-Band bleiben. Ich denke, wir alle würden es uns wünschen.
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