von Fritz Schleeh
Ein langes zögern und dann die richtige Entscheidung getroffen:
Ich wohne schon lange in Regensburg und wollte eigentlich in meiner
alten Heimat (ganz in der Nähe von Karlsruhe) in der Europahalle
Deep Purple anschauen, um dann anschließend nur ein paar Meter
nach Hause zu fahren um bei einem Kumpel zu übernachten. Jedoch
sagte mir meine innere Stimme, ein Open Air in Sachsen (Kamenz)
müsste doch auch nicht schlecht sein, zumal ich gerade in Sachsen
immer gute Konzerte erlebt habe. Die Leute im Osten sind eben immer
noch nicht so gesättigt wie im Westen und das steckt an.
In Kamenz angekommen, erklommen wir den Hutberg, was mich mal kurz
an eine Straßenlaterne hingen ließ, um mal kräftig
durchzuschnaufen. Nachdem mein Kumpel und ich eine Karte gekauft
hatten, ließen wir uns im angrenzenden Wald in einem idyllischen
Biergarten nieder und stärkten uns mit Bier (1,50) und Bratwurst
(2,- €). Leider verpassten wir dann die erste Band und kamen
gerade richtig zu Lynyrd Skynyrd in das Amphitheater. LS traf dann
auf ein dankbares Publikum. Obwohl fast jeder Besucher auf Deep
Purple wartete, begeisterte LS mit starkem Southernrock und wurde
auch dementsprechend gefeiert. Der Sound war ausgezeichnet und schon
bald liefen die ersten Fans dieser legendären US Band mit Fahnen
durchs Publikum. Obwohl LS schon einige Bandmitglieder durch Unfälle
verloren hatten und gerade Frontmann Van Zandt in den früheren
Jahren einen gleich schweren Stand hatte wie einst beispielsweise
Brian Johnson bei AC/DC, hat die Band nichts vonihrer Faszination
verloren. Nach über 30 Jahren immer noch erfolgreich zu sein
schaffen nicht sehr viele Bands. Und welchen Stellenwert LS in den
USA haben, zeigte die US-Tour mit Deep Purple, als Gillan &
Co. im Vorprogramm der Südstaatler standen. Also, das ging
schon mal gut an.
Von unserem sehr guten Platz (vielleicht 15 Meter von der Bühne
weg) wurden wir anschließend von der Spielfreude und dem absolut
hammermäßigen Sound der altehrwürdigen Deep Purple
überrollt. Es war für mich schon genial, wie ein Steve
Morse, dieses vor Kraft strotzendes Gitarrengenie, diesem alten
Rockdinosaurier Leben einbläst. Der Bass von Roger Glover wuchtete
so druckvoll, ein Ian Paice, die Rhythmusmaschine schlechthin, nicht
zu toppen. Don Airey zog alle Register seines Könnens und zeigte
im zweiten Jahr seiner Zugehörigkeit, dass nur er der richtige
Ersatz für Jon Lord sein kann. Und dann noch unsere alter Freund
Ian Gillan. Mit 57 Jahren solch eine Energie. Respekt, Respekt,
Respekt!!!
Ich habe nach dem Konzert meinen alten Bekannten Hartmut Beck kurz
an der Bühne getroffen und wir waren uns einig, die Wiedergeburt
von Deep Purple erlebt zu haben. Mich interessierte nicht, ob Space
Truckin' zu lange oder zu kurz gespielt wurde, ob die neuen Stücke
zu hart oder weich gespielt wurden, ob Child in Time gefehlt hatte
usw..Das Konzert als Ganzes, wobei ich auch die Lightshow, das Publikum
und die ganze Atmosphäre dazu zähle, war so was von Stark,
wie ich es lange nicht mehr erlebt habe.
Ich bin Deep Purple so dankbar, dass sie immer noch so ein wichtiger
Bestandteil in meinem musikalischem Leben sind und mich nach all
den vielen Jahren immer noch so begeistern können.
Fritz Schleeh
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