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Deep Purple - Live 2008
München, Olympiahalle, 15.11.2008

von Evi Ivan

Eine etwas emotionale Betrachtungsweise über das Konzert in München

Mein "Jetleg" der letzten Nächte ist noch nicht ganz überwunden, es hindert mich jedoch nicht, meine Eindrücke rund um das Konzert von München los zu werden.

Für mich ist ein DP-Konzert immer mit sehr schönen gemeinsamen Treffen von Freunden vor und nach der Show verbunden. Es ist ein Anlass, Freunde aus Kanada, England, der Schweiz, Wiesbaden etc. mal wieder zu treffen und ich genieße diese gemeinsame Zeit sehr.

Wir hatten sehr viel Spaß zusammen, auch wenn natürlich der Schlaf darunter leidet. Langsam merke ich, dass ich alt werde und das nicht mehr so wegstecken kann, aber ich habe jede Minute genossen.

Zum ersten mal probierten wir Sitzplätze aus. Wir hatten eine gute Sicht von Steve Morses Seite, etwa in der Mitte und erhöht. Für mich war es ein großartiges Erlebnis. Sitzplätze sind sehr bequem (auch da ist mir bewusst, dass ich älter bin) und zum ersten mal musste ich mich nicht verrenken, um etwas zu sehen. Mir bot sich eine gigantische Aussicht auf die Bühne.

Durch die letzen Berichte im Aviatorforum und auch in Snakebites Forum, die sich ja sehr gegensätzlich ausdrückten, war ich gespannt, wie die Band drauf war. Wie ich schon öfters geschrieben hatte, bin ich der Meinung, die Band sollte nicht so viel herumtouren, weil sie dann zu routiniert wirkt und auch ausgelaugt ist. Meine Besorgnis war unbegründet.

Nach Frank Sinatras Swing ging eine frische, großartige Band auf die Bühne. Wie sie das machen, ist mir ein Rätsel, wenn es Routine war, konnten sie sie jedenfalls gut vertuschen. Sie wirkten überhaupt nicht routiniert, sondern guter Laune und entspannt. Entspannt war auch die Stimmung in der (soweit ich das beobachten konnte) ausverkauften Olympiahalle. Alles wirkte relaxed, harmonisch. Dazu kommt, dass auch seitlich wo wir saßen, der Sound sehr gut abgestimmt war.

Ich muss Gillan lassen, dass er wirklich alles gab. Er war nicht perfekt, aber ziemlich gut, jedenfalls besser als an manch anderen Konzerten, die ich besuchen durfte. Trotz seiner ungesunden Schlankheit und seines etwas "hölzernen" (danke Kalle für den Ausdruck), jedoch sehr vitalen Herumgehupfe wirkte er völlig entspannt und hatte Spaß mal hier und da herumzublödeln. Von Anfang an hatte er das Publikum in der Tasche. Bei "Kontakt Lost" erwähnte er den verstorbenen Fotografen "Pyro", mir gefiel es, dass dieser Song ihm gewidmet war.

Steve lächelte und schien viel Freude mit den Fans in der Arena zu haben, auch er überraschte mich mit viel spontaner Improvisation. Ich verstehe die negative Kritik über ihn überhaupt nicht und will sie ehrlich gesagt auch nicht mehr lesen. Es langweilt mich, dass ständig völlig unbegründet auf ihm herumgehackt wird, nur weil viele Fans sich an ihre Jugendzeit zurückerinnern wollen und alles mit Ritchie rosarot sehen, was es in Wirklichkeit nicht immer war. Steve Morse ist ein fester Bestandteil der Band, sorgt für Harmonie und ich glaube er müsste mittlerweile fast genauso lange dabei sein, wie es Ritchie damals war. Steve Morse ist ein Gitarrengott, der seine Individualität bewahrt hat und ich bewundere ihn dafür sehr. Er kopiert nichts und hat das auch nicht nötig.

Ich verneige mich vor Don Airey. Unglaublich, was er da alles so an den Tasten hervorzauberte. Mir gefallen seine schrägen jazzigen Einlagen sehr. Irgendwie konnte ich Keith Jarrett oder auch George Gershwin heraushören. Was für ein großartiger Keyboarder. Sogar seine kleine Einlage "in München steht ein Hofbräuhaus" kam etwas schräg und sehr kreativ rüber.

Der routinierteste der Band war Paicey. Ich hatte den Eindruck, er spielte nur das, was er spielen musste. Es gab kein Solo und auch keinen "One Handed Roll". Der für mich beste Rockdrummer der Welt schonte sich ein wenig, machte eben "nur" seinen Job, im Gegensatz zu den anderen Bandmitgliedern.

Roger sagte mal in einem Interview, sobald er auf der Bühne steht, ist alles andere vergessen. Nur die Audienz mit dem Publikum und das Zusammenspielen mit der Band zählt und genau das traf auf ihn zu. Er schien sehr viel Spaß und Kreativität zu haben, war sehr relaxed und guter Dinge. Genauso gut spielte er auch. Einmal saß er sogar bei den Fans am Bühnenrand, machte seine Späße mit ihnen, genauso wie er mit Steve oder Gillan herumblödelte. Sein Solo zu Black Night gefiel mir sehr gut.

Die Setliste war für mich ausgewogen, mir gefiel besonders "The Battle Rages On". Ich bekam Gänsehaut als der instrumentale Teil sich steigerte, es war unbeschreiblich schön. Auch "Knocking At Your Backdoor" war für mich ein großartiger Leckerbissen, einfach, weil ich diesen Song nur einmal Life erlebt habe. Genauso wie viele andere Fans habe ich den Marathon der drei ersten Lieder als etwas gehetzt und unpersönlich empfunden. Schade auch, dass sie "Sometimes I Feel Like Screaming " so sehr kürzen. Da kommt die Routine raus, die nicht sein müsste. Auch empfand ich, dass die Lieder allgemein etwas langsam gespielt wurden, aber da kann ich mich auch täuschen.

Das Konzert zählt zu den besseren, die ich gesehen habe, es war ein großartiger Abend, sehr beeindruckend und voller Harmonie. Die Harmonie setzte sich dann mit meinen Freunden den Abend und den nächsten Tag fort. Diese schönen Eindrücke muss ich jetzt erst mal verarbeiten und ordnen.

Für Deep Purple freut es mich, dass sie jetzt erst mal Pause machen, ich meine das nicht im negativen Sinne, wie gesagt, sie verblüfften mich mit einem großartig, einzigartigem Konzert, nur ich finde, sie MÜSSEN sich mal erholen. Besonders Gillan sollte wieder etwas mehr zunehmen. Ich bin sehr froh, dass es sie noch gibt, diese wundervolle, großartige, beste Rockband der Welt, nur möchte ich natürlich, dass sie uns noch erhalten bleibt und dazu gehören nun mal ausgedehnte Ferien.