von Lars Wehmeyer
Deep Purple und Peter Frampton am 22.10.2013 in der
Dresdner Messehalle
Am 22.10.2013 spielten Deep Purple mit Peter Frampton als
Vorband im Rahmen ihrer "Now What?!" Tour in der Dresdner
Messehalle. Voller Erwartung versammelten sich die
zahlreichen Fans vor den Toren der Messehalle 1, wo es an
einem Stand Bratwürste und Glühwein (!) zu
kaufen gab (am Nachmittag war es in Dresden 24 Grad
warm). Die Security öffnete den Einlass allerdings
erst knapp 45 Minuten vor dem offiziellen Beginn des
Konzerts, was zu einigen deftig (und sächsisch)
formulierten Unmutsbekundungen der ansonsten geduldig
wartenden Fans führte. Die nächsten
Warteschlangen bildeten sich dann natürlich sofort im
Innern der Halle an den Getränkeständen.
Trotz dieser Anlaufschwierigkeiten herrschte in der gut
gefüllten Halle, die im hinteren Drittel mit einer
Sitztribüne ausgestattet war, eine angenehm
entspannte Stimmung. Peter Frampton spielte mit seiner
Band eine Stunde lang seine alten Hits sowie einige neuere
Stücke. Er ist ein charmanter Unterhalter und suchte
den Kontakt mit dem Dresdner Publikum - wenn der Funke bei
seinen Songüberleitungen einmal nicht
übersprang, kommentierte er das mit einem breiten
Grinsen im Gesicht. Natürlich kam auch die "talk box"
zum Einsatz - sein berühmtes Effektgerät, bei
dem der Gitarrensound durch den Mund des Gitarristen
verändert wird.
Nach einer Umbaupause ging es um halb zehn dann mit Deep
Purple weiter. Sie begannen ihr Set mit "Aprez vous" vom
neuen Album, gefolgt von "Into The Fire", bei dem Ian
Gillans Stimme, ebenso wie bei "Hard Lovin' Man", bis an
die Grenze der Belastbarkeit gefordert wurde. Obwohl die
Songauswahl (s.u.) für große Begeisterung
gerade auch bei den "alten" Fans sorgte, ist doch etwas
unklar, warum gerade diese gesangstechnisch
anspruchsvollen Stücke für den Anfang des
Konzertes ausgewählt wurden. Ich persönlich sehe
und höre lieber einen Ian Gillan, der entspannt singt
und sich nicht quälen muss, um heute noch die
Stücke aus den Siebzigern zu singen und schreien.
Insbesondere Don Airey und Steve Morse konnten sich bei
allen Stücken durch verlängerte Soli hervortun -
als positiven Nebeneffekt konnte Gillan seine Stimme in
diesen Singpausen schonen und verließ dabei auch
regelmäßig die Bühne, wenn er nicht gerade
den Schellenkranz schüttelte. Leider fehlte bei
vielen Soli das Wechselspiel zwischen Orgel und Gitarre,
das Deep Purple so berühmt gemacht hat - dies wurde
erst während der Zugabe bei "Black Night" so richtig
zelebriert.
Der Song "Above and Beyond" wurde Jon Lord gewidmet, und
sein im Hintergrund auf den Videoleinwänden
eingeblendetes Gesicht hat sicherlich alle Fans, die Jon
schon einmal live erleben durften, sehr berührt.
Die beiden Videoleinwände links und rechts der
Bühne zeigten eindrucksvoll die Arbeit von Steve, Don
und Ian Paice an ihren Instrumenten, allerdings war der
Zeitversatz zwischen gehörtem Ton und
verzögertem Bild sehr störend, zumindest von den
Stehpläten direkt vor der Bühne.
Während der Zugabe durfte Roger Glover noch mit einem
ausgedehnten Bass-Solo zeigen, was er drauf hat - bisher
eher eine Seltenheit bei Deep Purple-Konzerten.
Das Dresdner Publikum hat das Konzert insgesamt eher ruhig
genossen als die Jungs auf der Bühne frenetisch zu
feiern, weshalb wohl Roger, Ian und Steve an vorderster
Bühnenfront nicht ganz so enthusiastisch bei der
Sache waren wie man das von Ihnen gewohnt
ist. Musikalisch und soundtechnisch war es ein
Superkonzert, und es hat großen Spaß
gemacht, die Songs vom aktuellen "Now What?!"-Album (die
Ian Gillans Stimme heute doch eher entgegenkommen) live zu
erleben.
Nach dem Konzert gab es noch die Gelegenheit, mit Roger,
Don und Steve zu plaudern, die sich nach getaner Arbeit
mal wieder viel Zeit für die anwesenden Fans
nahmen. Don berichtete, dass er zum ersten Mal ein wenig
Zeit hatte, sich in Dresden umzusehen, und sich die
Silbermann-Orgel in der Hofkirche angesehen hat.
Setlist (ohne Gewähr):
Aprez vous
Into The Fire
Hard Lovin' Man
Vincent Price
Stange Kind Of Woman
Contact Lost
Uncommon Man
Well-Dressed Guitar
The Mule
Above And Beyond + Don Solo
Lazy
Hell To Pay
Don Airey Solo
Perfect Strangers
Space Truckin'
Smoke On The Water
Zugaben:
Hush
Roger Glover Solo
Black Night
|