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Glenn Hughes - Live 1999 (mit Michael Schenker Group & Thin Lizzy)
Kleinostheim, Maingauhalle, 10.12.1999

von Oliver Kling

Glenn Hughes in KleinostheimDie "Essence Of Rock"-Tour führte an diesem Freitagabend nach Kleinostheim, einem kleinen Kaff in der Nähe von Aschaffenburg. Zu meinem Erstaunen erfuhr ich, dass bereits Alice Cooper bei seiner letzten Tour hier ein Gastspiel gab.
Gemessen an der Zahl der Deep Purple-T-Shirt-Träger waren es nicht wenige, die wegen Glenn anwesend waren. Der durfte nach ca. 20 Min. Verspätung gleich als erster auf die Bühne und räumte gnadenlos ab. Die Song-Auswahl ließ jedes Deep Purple-Fan-Herz höher schlagen:
Stormbringer / Might Just Take Your Live / You Kill Me / Neverafter / No Stranger To Love / Gettin` Tighter (inkl. Dance To The Rock`n`Roll und What Time Is Love) / You Keep On Movin` / Burn / You Fool No One
Ich hätte nie gedacht, "Might Just Take Your Life" oder "You Fool No One" jemals live erleben zu dürfen. Wie Glenn bereits in The Aviator No. 7 ankündigte, spielte er auch einen Song aus seiner Black Sabbath-Zeit, nämlich "No Stranger To Love". Zwischen den Songs erzählte Glenn immer wieder Geschichten aus seiner Karriere. Beispielsweise behauptete er, niemals bei Deep Purple gespielt zu haben, denn dazu wäre er viel zu jung. Außerdem wäre der Typ, der auf dem "California Jam"-Video zu sehen ist, sein Vater... Wenn Glenn Hughes und Ian Gillan gemeinsam auf der Bühne stehen würden, wären sie sicher ein hervorragendes Comedy-Duo. Doch Glenn hatte nicht nur die Lacher auf seiner Seite, auch musikalisch konnte er voll überzeugen. Dass er über eine der besten Stimme der gesamten Musikwelt (damit meine ich Rock, Blues, Soul etc. - der Mann hat einfach alles drauf...) verfügt, brauche ich wohl nicht erwähnen. Glenn Hughes in KleinostheimAußerdem spielt er einen tierischen Bass. Leider war auch dieser Gig nach ca. 75 Min. vorbei. Wie der Ansager zu Beginn des Konzertes mitteilte, gab Glenn nach seinem Auftritt im Foyer der Halle Autrogramme. Bescheuert, wie ich nun einmal bin, wollte ich meinen schönen Platz in der ersten Reihe nicht opfern. Schließlich sollte doch Michael Schenker, das Idol meiner Jugend, die Bühne entern. Anfangs erkannt ich ihn nicht, da er mit seinem neuen Haarschnitt wie Billy Idol aussieht. Erst als ihn sein Roadie die legendäre Flying-V überreichte, merkte ich, wer da stand. Und da stand er wie angewurzelt. Sein Aktionsradius betrug höchstens zweieinhalb Bierdeckel. Musikalisch boten er und seine Mitstreiter eine ziemlich durchschnittliche Leistung. Ein weiterer Schwachpunkt war meiner Meinung nach die Songauswahl: Es wurden zu viele U.F.O.-Songs gespielt, wodurch leider einige MSG-Klassiker auf der Strecke blieben.
Schließlich wurde es Zeit für den Headliner Thin Lizzy, oder was davon übriggeblieben ist. Seltsamerweise eröffneten sie nicht mit "The Boys Are Back In Town" sondern mit "Jailbreak". Kurz vor Tour-Beginn wurde Drummer Brain Downey von Tommy Aldridge ersetzt. John Sykes, der sich überhaupt nicht verändert hat und immer noch genau so aussieht wie Anfang der Achtziger, ist ein würdiger Nachfolger für den verstorbenen Phil Lynott.
Der Gewinner des Abends bzw. der gesamten Tour war sicher Glenn Hughes. Er konnte mit seinen energiegeladenen Auftritten und seiner sympathischen Art jede Menge neue Fans dazugewinnen. Was man von einem gewissen Herrn Schenker nicht gerade behaupten kann...

pics: Oliver Kling