von Wolfram Reeg
Das erste Mal, daß der Meister in Hannover
pünktlich nach der Vorgruppe loslegt. (Bei beiden
zurückliegenden Auftritten - da jeweils noch mit
Turner in der Bluesgarage- erinnere ich mich an nicht
enden wollendes Frieren vor der Eingangstür bis kurz
vor Mitternacht, war nicht schön für den Rockfan
mittleren Alters, der von weither angereist am
nächsten Tag früh wieder auf Arbeit
mußte....so, jetzt bin ich's los)
Glenn Hughes im kleinen Rahmen, so 200 Leute im Publikum,
aber man merkt's ihm nicht an, er gibt 110 Prozent. Gleich
mit dem Opener zeigt er, was heute Abend Programm wird:
"Soul Mover". Das Material vom neuen Album kommt
live durchaus gut 'rüber, so richtig los geht's aber
erst bei "Mistreated". Hughes scheint beim
Singen wirklich woanders zu sein, verliert sich fast in
den höchsten Tönen, um anschließend
beinahe entschuldigend sinngemäß zu
äußern "ich kann einfach nicht anders, es
ist nicht wie Singen, es kommt einfach so aus mir"
. Auch wenn die Gestik dabei fast übertrieben wirkt,
eine Gänsehaut beschert es allemal. Es folgen
"Don't let me bleed" und neben weiteren
Solowerken als Schmankerl "Medusa" aus ganz
alter Zeit ("ich schrieb den Song mit 17 an Mutters
Küchentisch").
Dem nicht übermäßig langen Hauptteil
folgen als Zugabe "Seventh Star" und ein nochmal
hammermäßig dargebotenes "Burn".
Fazit dieses gelungenen Abends: Glenn Hughes ist eine
Legende, er bringt es nach wie vor absolut und ich finde
es Klasse, dass er sich nicht zu schade ist, sich vor so
kleinem Auditorium derart zu verausgaben. Auch wenn seine
neuen sind Songs nicht so eingängig und druckvoll
daherkommen wie das Material der letzten zwei HTP-Alben
(von denen an jenem Abend nichts gespielt wurde, zu denen
sich aber zwangsläufig Vergleiche aufdrängten)
bleibt er eins der kreativsten Mitglieder der purple
family und der Konzertbesuch bei ihm für mich
weiterhin ein absolutes Muß.
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