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von Andree Schneider
Ex-Uriah Heep-Mastermind Ken Hensley hat mit "Blood On
The Highway" ein überraschend starkes Konzeptalbum
abgeliefert. Wie gut, dass Glenn Hughes zu zwei Stücken
seinen Gesang beigesteuert hat, denn ansonsten wäre mir
diese Perle vermutlich verborgen geblieben.
Als Organist von Uriah Heep erlebte Ken Hensley die goldenen
Siebziger in der Position eines echten Rockstars. "Blood
On The Highway" ist eine Reminiszenz an ein goldenes
Jahrzehnt. Oder wie es Hensley selbst formuliert: Mit
Blood On The Highway erzähle ich eine ganz spezielle
Geschichte, die zu großen Teilen autobiographisch ist,
aber auch die Erfahrungen vieler Kollegen und Freunde aufgreift.
Es ist die Geschichte der Siebziger Jahre, wie sie sich aus
der Sicht eines Rockmusikers damals zugetragen hat."
Und dabei geht Ken durchaus selbstkritisch und sehr offen
zu Werke, wie einige Auszüge aus dem 28-seitigen Booklet
verdeutlichen:
Blood On The Highway ist eine
Geschichte, die vor langer Zeit begann, als ein junger Mann
davon träumte, ein Rockstar zu werden. Dieser Traum ließ
ihn nicht mehr los. Dann wagte er es und lebte diesen Traum,
indem er alles opferte - Familie, Liebe, Sicherheit - und
die Stimmen ignorierte, die ihm sagten, dass dies falsch sei.
... Vielleicht begann es mit den Drogen, von denen er abhängig
wurde, oder vielleicht lag es an den Egos, vielleicht begann
es aber auch, als er anfing zu glauben, er würde die
Welt bewegen. Was auch immer es war - irgendwie starb die
Musik dahin. Beziehungen scheiterten, und er wurde nachdenklich,
aber klar und vernünftig denken konnte er nicht. ...
Er sah Freunde sterben, und er sah, wie ihm das Geld durch
die Finger rann. Er fragte sich, wo all die Menschen waren,
die behaupteten, ihn zu lieben. Was blieb, war die Frage:
Was sollte er tun? Es gab nur einen Ausweg. Er hatte alles
im Leben ausgekostet, und wie durch ein Wunder hatte er überlebt,
während so viele andere es nicht geschafft hatten. Und
er musste sich mit dem begnügen, was ihm noch gebliegen
war, und von vorn anfangen. ...
Nun aber zur Musik: Drei Durchläufe habe ich schon gebraucht,
aber dann hatte das Album bei mir gewonnen. Mit Jorn Lande
(David Coverdale lässt grüßen), Ex-Uriah Heep-Frontman
John Lawton (leider nur 1 Song), Eve Gallagher und Glenn Hughes
hat Ken vier hervorragende Sangeskünstler engagiert,
die allesamt wunderbar zu den Songs passen. Ken selbst steuert
seine angenehme Stimme auch zu einigen Songs bei.
Wer auf gut gemachte, anspruchsvolle und melodische
Hardrockmusik steht, wird seinen Spaß mit "Blood
On The Highway" haben. Das Album ist sehr dynamisch aufgebaut
und vermittelt trotz eher ernster Texte eine positive Stimmung.
Witzig sind die kurzen Anspielungen auf die Heep-Klassiker
"Lady in Black", "July Morning" und "Free
Me" beim zweiten Song "We`re On The Way". Um
es aber ganz deutlich zu sagen: "Blood On The Highway"
ist ein eigenständiges Werk und kein Uriah Heep-Plagiat.
Apropos Uriah Heep: Die Jungs um Mick Box müssen sich
schon verdammt anstrengen, um mit ihrem kommenden Album dieses
Werk zu übertreffen.
Höhepunkt der CD ist für mich der letzte Song, das
über 8-minütige von Glenn Hughes sehr eindrucksvoll
gesungene "The Last Dance", bei dem es sich übrigens
um eine Wiederveröffentlichung von Ken`s 2003er gleichnamiger
Soloscheibe handelt. Ein episch angelegter Song mit tollem
Streichereinsatz! Großartig!
Ein echtes Schmuckstück ist übrigens auch die aufwendig
gestaltete Digipack-Version der CD.
Epilog:
Auch heute noch hat Hensley Träume. Einer handelt davon,
dass Blood On The Highway den Weg auf die Bühne findet.
Mein größter
Wunsch ist es, mit meiner Band, den Gastsängern und 25
Streichern in möglichst vielen großen Städten
zu spielen, und zwar nicht nur in Amerika und England, sondern
in ganz Europa, in Australien und Japan.
Ich drück` ihm die Daumen!
8 von 10 Punkten
Tracklist:
1. (THIS IS) JUST THE BEGINNING 4:43
The dreamer has to think and decide
Vocals: Jorn Lande
2. WERE ON OUR WAY 4:51
The magic carpet ride begins
Vocals: Ken Hensley/Jorn Lande
// Lead guitar: Rafa Raposo
3. BLOOD ON THE HIGHWAY 3:55
The personality of rock & roll sees and challenges
another potential victim
Vocals: Jorn Lande
4. YOUVE GOT IT 3:16
The drugs arrive
Vocals: Jorn Lande
5. DOOM (SCENE 1) 0:19
The beginning of the end
6. IT WONT LAST 5:23
Theres actually (and eventually) no escape from the
truth
Vocals: John Lawton
7. THINK TWICE 4:45
The relationship song
from a female perspective
Vocals: Eve Gallagher // Additional
guitars: Dani Saiz
8. DOOM (SCENE 2) 0:18
The end itself
9. THERE COMES A TIME 4:28
We all have to face this
at least once in our lives
Vocals: Ken Hensley // Alto sax:
Antonio Molto
10. OKAY (THIS HOUSE IS DOWN) 3:56
The encore always feels so good
for now at least
Vocals: Jorn Lande
11. WHAT YOU GONNA DO 3:31
A genuine and honest question that we will all need to answer!
Vocals: Glenn Hughes
12. POSTSCRIPT 0:23
Lest we forget
Vocals & Dobro: Ken Hensley
13. I DID IT ALL 4:53
A sad reflection
a positive end
Vocals: Ken Hensley // Strings:
The Alicante Symphony
14. THE LAST DANCE 8:26
The torch is passed, the past appreciated and forgotten, the
future eagerly anticipated
Vocals: Glenn Hughes // Bass guitar:
John Smithson // Drums: Tommy Lopez
Strings: The Alicante Symphony
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