Nur was für Gralshüter?


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.the-aviator.de ]

Abgeschickt von Joachim Villwock am 16 Dezember, 2009 um 08:54:23:

Hi,

ich bin nicht regelmäßig hier am gucken, aber doch hin und wieder. Auch bin ich kein Fan im Sinne davon, dass meine Tage von der Auseinandersetzung mit DP bestimmt wären. Trotzdem wage ich es meinen Standpunkt zu der vor einigen Tagen geführten Debatte darzulegen. Ich bin Musiker. Ich lebe davon. Und zwar habe ich das Glück tatsächlich als ausführender Musiker zu leben, sprich von Live-Konzerten. Ich spiele in zwei Bands ca. 100 Konzerte pro Jahr. Ich bin 37 Jahre alt und habe Familie. Ich kenne etwas den Alltag eines Musikers, auch wenn ich unser Niveau nicht mit dem von Deep Purple vergleichen möchte. Aber professionell ist es doch. DP haben Zuarbeiter und daher etwas mehr Freiraum. Wobei jedes Bandmitglied noch andere Interessen hat und außerhalb von Deep Purple tätig ist. Worauf ich hinaus will ist, dass es als Profi gilt verschiedene Dinge unter einen Hut zukriegen. Bei mir in den Bands läuft es so, dass wir Anfang des Jahres einen Pool Songs erarbeiten, den wir dann übers Jahr spielen. Es kam auch schon vor, dass wir kaum Zeit gefunden haben und daher kaum neue Songs erarbeiten konnten. Übers Jahr kommt noch der ein oder andere Song hinzu aber im wesentlichen steht der Katalog nach einer Probephase. Und dann geht es auf Tour. Diese Vorstellung, dass DP noch danach lechzen jedes Konzert anders zu gestalten, neu zu gestalten, mit immer neuen Songs oder Variationen der alten, ist aus der Sicht von Fans der experiementierfreudigen 70er vielleicht nachzuvollziehen, aber unrealistisch. Außerdem haben sich die Zeiten in der Tat geändert. Improvisationen und Virtuosität waren schon immer ein Markenzeichen von Deep Purple, dem sie daher nach wie vor Rechnung tragen, aber jüngere Generationen haben andere Hörgewohnheiten. Kompakte auf den Punkt genagelte Songs mit klarer Struktur sind eher angesagt, als ausschweifende Eskapaden. Außerdem gilt es dem Publikum gerecht zu werden. Und das besteht auch zu einem großen Teil aus Leuten die keine tatsächlichen Fans sind. Ich war mit meinem Sohn (9) auf einem DP Konzert. Was wollte der unbedingt hören? SOTW! Nun ist der größte Teil von Konzertbesuchern sicherlich nicht neun aber es besteht eben auch nicht ausschließlich aus Hardcorefans. Und DP machen nach wie vor verdammt viel richtig, denn sie generieren einen Erfolg, der vielen in der Szene neidvollen Respekt abverlangt. Ihre Mischung aus konstanter Leistung, Meilensteinen in der Setlist, akkuratem Spiel und musikalischer Virtuosität trifft nach wie vor den Nerv von vielen Musikliebhabern. Oder geht es hier um den Vergleich damals und heute? Den strengt aber Deep Purple nun mal nicht an. Ob man nun Kommerz mag oder nicht. Aber DP unterliegen und unterlagen immer kommerziellen Zwängen. Und sie haben sich zu überlegen wie können wir mit dem was wir lieben möglichst viele Menschen erreichen. Zumindest denke ich, dass das ihr Ziel sein wird. Und das kriegen sie nach wie vor gut hin wie ich finde.
Zum Schluss noch ein Kommentar zu dem 'Bootleg-Beweis'. Live ist immer unperfekt. Egal welche Band in welcher Phase seines Schaffens man nehmen mag. Sogar Zappas Bands haben schlechte Konzerte abgeliefert. Bootlegs beweisen meines Erachtens nur eins. Nämlich, dass Bands ihre guten und ihre schlechten Phasen haben. Bisweilen sogar ihre guten und schlechten Tage. Im Falle von DP vielleicht noch, dass Ian Gillan keine Zwanzig mehr ist, so what!

Gruß
Joachim



Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.the-aviator.de ]