Abgeschickt von Witchy Nightmare am 22 Dezember, 2010 um 13:10:21:
Antwort auf: Re: Die vierte Gewalt von Norbert am 22 Dezember, 2010 um 12:40:36:
: : Außerdem: Ein Teil der Leute, die diese Zeitungsberichte schreiben, haben von der Materie schlichtweg keine Ahnung.
: Darin würde ich beileibe kein Unterscheidungskriterium zu einem Fan-Forum erkennen wollen.
: Gerade die Leute, die beispielsweise hier Steve Morse am meisten kritisieren, haben noch nie eine Gitarre aus einer Entfernung von weniger als 2 Metern gesehen.
Klar, und die, die Ritchie Blackmore kritisieren oder die einschlägigen "Seid doch froh, dass es DP noch gibt"-Appelle raushauen, gehen jeden Abend mit einer Strat ins Bett. ;-)
Natürlich wird auch in den Fan-Foren viel dummes Zeug geschrieben. Allerdings gehe ich davon aus, dass diese Leute sich im Regelfall mehr mit der Band befassen als die Presseleute.
Wobei all das für mich gar nicht der entscheidende Punkt ist. Natürlich gibt es auch qualifizierte Presseberichte. Aber auch diese spielen nach meiner Annahme keine zentrale Rolle bei der fanseitigen Beschäftigung mit der Band.
: Immerhin stehen diese "Schreiberlinge" selbst auch unter einer gewissen Kontrolle. Jemand, der ständig Schrott zusammenschreibt, wird's nicht unbedingt leichter in seinem Berufsleben haben.
: Im günstigsten Fall sind die Leute halbwegs geschult darin, mitzukriegen, was auf und vor der Bühne so passiert.
Du hast noch nie bei einer Zeitung gearbeitet, oder? Denjenigen, die man nicht auf die brisanten politischen Themen loslassen möchte, gibt man die weniger kritischen Sachen. Okay, bei großen, renommierten Zeitungen gibt es da sicher so etwas wie eine Qualitätskontrolle, aber keinesfalls überall.
: Das Wichtigste aber scheint mir, wenn du die Presse-Schreiber als inkompetent, irrelevant, usw. abtust, du deren Texte aber gar nicht liest, hast du ein gewisses Problem in deiner Argumentation, vorsichtig ausgedrückt.
Ich habe viele Zeitungsberichte von Konzerten gelesen. Die einen waren qualifiziert, die anderen unqualifiziert. Aber eines waren sie alle, und zwar subjektiv. Da schreiben zwei Leute von ein und demselben Konzert, der eine schwärmt sich zu Tode, der andere schimpft über den Identitätsverlust der Band.
Überdies: Es ist ein Unterschied, ob man von Inkompetenz oder von Irrelevanz redet. Ein Artikel kann irrelevant sein, obwohl er kompetent ist.
Aber gut, natürlich gibt es unterschiedliche Formen des Fantums. Dem einen ist die medienseitige Aufarbeitung wichtig, dem anderen nicht. Den interessiert Volkes Stimme in den Fanforen oder den Leserbriefspalten der Zeitungen mehr, den anderen die Sicht von jemandem, der zum Konzert geht, weil er dafür bezahlt wird, dass er einen Bericht darüber schreibt.
Ich finde z.B. auffällig, dass - die letzten Wochen mal ausgenommen - die fanseitig für den Aviator verfassten Konzertberichte hier im Forum mehr Aufmerksamkeit fanden als das, was in irgendwelchen Zeitungen stand. Ich bin offenbar nicht der einzige, den die Fansicht mehr interessiert als die Journalistensicht.
Und finally: Um eine These über die Relevanz der Presseberichte aufzustellen, brauche ich sie nicht alle selbst zu lesen, dazu reicht es, mir ein Bild von der Wahrnehmung der Berichte seitens derjenigen, die sie lesen, zu verschaffen. Ob nun einer mehr die Texte liest, davon werden sie nicht relevanter.
Und finally finally: Inzwischen HABE ich einige der Berichte gelesen, weil ich nun doch wissen wollte, wie die Presse mit der Materie umgeht. Und ich kann dir recht geben, dass auch Herr Don Airey namentlich erwähnt wird (und mit bewundernswerter Verlässlichkeit die Schlüsselvokabel SPIELFREUDE in jedem Bericht genannt wird, was heißt, dass ich mit meiner Prognose bzgl. der zentralen Erkenntnisse dieser Artikel nicht ganz falsch lag), allerdings stellt auch diese Lektüre für mich keinen Anlass dar, die Legitimation der Begriffsbildung "Gillan-Morse-Gang" (aus zugegebenermaßen etwas schrägem Blickwinkel) in Frage zu stellen.
Keep on rockin'
Witchy