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Tommy Bolin: Whips And Roses Vol. 1
(SPV, CD, Deutschland, 21.04.2006)

von Karl-Heinz Baier

Die CD "Whips And Roses Vol. 1" mit unveröffentlichten Aufnahmen von Tommy Bolin ist absolut zu empfehlen, wie eigentlich alles von Tommy Bolin.

Songs:
Teaser (alt vsn) • Fandango (unissued vsn) • Wild Dogs (alt vsn) • Cookoo (unissued) • Savannah Woman (alt vsn) • Marching Powder (alt vsn) • Flyin' Fingers (unissued) • Dreamer (alt vsn) • Just Don't Fall Down (unissued) • Blowin' Your Cookies (unissued).

"Come Taste The Band" zählt für mich mittlerweile zu den besten Deep Purple-Alben überhaupt. Und auch die Alben "Days May Come & Days May Go", "1420 Beachwood Drive", das Live-Album "On The Wings Of A Russian Foxbat" sowie die Soloalben "Teaser" und "Private" Eyes" zeigen, welch ein Ausnahmegitarrist Tommy Bolin war. Wären seine Drogenexzesse nicht gewesen, wäre Bolin sicherlich heute ein begehrter Gitarrist von Weltruf.

Mittlerweile wurden in unterschiedlichen Qualitäten viele rare Aufnahmen von Tommy Bolin über die Famile (Tommy Bolin Archives) online vertrieben. Sie sind relativ schwer erhältlich. Besonders erwähnswert sind da insbesondere die Aufnahmen von "Energy", sowie "Tommy Bolin & Friends". Aber auch seine akustischen Demos "Naked".

Hier gibt es nun endlich ein Album mit unveröffentlichen Aufnahmen von Tommy Bolin, überwiegend aus den "Teaser-Sessions", das uneingeschränkt erhältlich ist.

Ursprünglich war geplant, dass "Teaser" als DoLP erscheinen sollte. Eine LP moderne pop-rockige Songs und eine LP mit Jams & Sessions. Daraus ist aus kommerziellen Gründen nichts geworden. Bolin hat seinerzeit nach einem Sänger gesucht, aber außer Glenn Hughes niemanden gefunden, der seinen Ideen entsprach. Glenn Hughes durfte aus vertraglichen Verpflichtungen nicht auf dem "Teaser"-Album singen, singt aber trotzdem die letzte Strophe von "Dreamer". Deshalb hat Tommy das Album selbst besungen und es ist ihm wirklich gelungen.

Nun haben wir hier die Möglichkeit, unveröffentlichte Mixe und bisher unbekannte Instrumentalsongs aus den Sessions zu hören. Sie zeigen Tommys wahnsinnige Bandbreite als Gitarrist. Vom harten Rock ("Teaser"), über soulige Balladen ("Savanah Woman"), Funkimprovisationen ("Marching Powder") bis hin zum Jazz ("Fandango", "Flyin Fingers") ist hier alles zu finden.

Keine der Songs sind in diesen Versionen bisher veröffentlicht worden und die bekannten Songs weichen überwiegend völlig vom Original ab. Z. B. ist "Dreamer" hier ohne Glenn Hughes, aber mit einem Wansinns-Solo zu hören.

Besonders Bolins Echoplex- und Slidegitarrenarbeit machen das Album zu einem Erlebnis. Aber auch seine sanfte unverkennbar markannte Stimme ist ein Hörgenuss.

Die Aufnahmen sind hervorragend abgemischt, auch wenn einige Songs vom Sound leicht unterschiedlich sind (z. B. "Marching Powder"). Teilweise sind bis zu vier Gitarren gleichzeitig zu hören.

Die CD kommt als Digipak daher. Da setzen bei mir auch die wenigen Negativpunkte an:
Die Bilder sind recht klein und teilweise künstlerisch verunstaltet. Der Text von Simon Robinson ist wenig ergiebig. Z. B. sind keine Angaben zu finden, wer, neben Bolin, auf dem Album spielt und wo die Aufnahmen aufgenommen wurden.
Der zweite Punkt, der mich persönlich stört, ist der letzte Song. Eine zwar hervorragende Jam-Session mit 12 Minuten Länge, aber der einzige Song, der in der Qualität völlig abfällt. Er hat lediglich bessere Bootleg-Qualität. Man hat sich jedoch entschlossen, diese Jam Session (mit der House-Band einer Hotelbar) zu veröffentlichen, weil sie an dem Abend vor seinem plötzlichen Tod aufgenommen wurde. Quasi als historisches Moment. Nett gemeint, sehr interessant und toll gespielt, aber beim "Nebenbeihören" wirklich störend.

Es gibt noch viele weitere Aufnahmen von Bolin in wesentlich besserer Qualität. Von den "Teaser"-Sessions zum Beispiel noch "Homeward Strat", das als Outtake und Appetittmacher hier zum kostenlosen mp3-Download zu finden ist: HOMEWARD_STRUT.mp3
Der Song ist NICHT auf dem Album, stammt aber von den gleichen Sessions.

Aber ich will mich nicht beschweren, denn obwohl nur 9 Songs auf dem Album sind, ist es 78 Minuten lang.

Zum Zeitpunkt seines 30. Todestages soll übrigens "Whips And Roses Vol. 2" veröffentlicht werden. Produzent Greg Hampton, der Vol 2 bereits fertig gestellt hat, kündigte bereits an: „Es wird weitere Überraschungen geben“.

Ladet Euch "Homeward Stut" herunter und hört euch das Album an, um euch dann zum Kauf der CD zu entschließen. 30 Jahre nach dem Tod von Tommy Bolin hat er es verdient, noch einmal genauer gehört zu werden.

Long live the music of TOMMY BOLIN!